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Subsections
Wie bereits gesagt,
bietet das Linux-Dateisystem das Bild eines Baumes mit
einer Wurzel. Es ist naheliegend, eine Reise durch das Dateisystem an
der Wurzel anzufangen.
Ein kurzes Listing zeigt das folgende Bild:
$ ls -F /
bin/ etc/ lost+found/ root/ usr/
boot/ home/ mnt/ sbin/ var/
dev/ lib/ proc/ tmp/ vmlinuz
$ _
Das Rootfilesystem wird vom Kernel
automatisch aktiviert, sobald er in den Arbeitsspeicher geladen und
initialisiert ist. Das Wurzelverzeichnis ist von da an fest im Kernel
verankert. Der Linux-Kernel erfüllt selbst nur die
minimalen Aufgaben eines Betriebssystems. Damit der Kernel auch
bestimmte Systemprogramme (wie beispielsweise init,
getty oder eine Shell) ausführen kann, ist diese feste
Verbindung notwendig. Das bedeutet, daß alle Programme, die
vom Kernel unmittelbar beim Systemstart automatisch ausgeführt werden
sollen, zusammen mit ihren Konfigurationsdateien im Rootfilesystem
angesiedelt sein müssen.
Zusätzlich müssen allein mit dem Rootfilesystem eine Reihe von
essentiellen Arbeiten der Systemverwaltung ausführbar sein. Dazu
gehören:
- das Erzeugen, Zusammensetzen und Reparieren von Dateisystemen,
- das Sichern und Zurücksichern der Systemdaten sowie die
Installation neuer Systemteile und
- in Netzwerksystemen die Herstellung und die Prüfung einer
Netzverbindung im lokalen Netz.
Die Größe des Rootfilesystems bzw. die Abgrenzung zum
,,Benutzersystem`` ist eine der Glaubensfragen beim Design des
Dateisystems. Der File-System-Standard sieht
die Beschränkung des Rootfilesystems auf das absolut Notwendigste vor.
Das hat vor allem den Vorteil, daß das potentielle Risiko eines
Datenverlustes durch Fehler im Dateisystem bei einer kleinen
Partition, auf der im wesentlichen nur statische Daten gespeichert
sind, sehr klein ist. So eine Partition läßt sich auch unter
ungünstigen Bedingungen regelmäßig (zum Beispiel auf einer Floppydisk)
sichern, so daß die Wiederherstellung des Systems auch nach einem
Totalausfall kein ernstes Problem darstellt. Im Idealfall kann eine so
angelegte Partition sogar auf einer Bootdiskette Platz finden, so daß
das System ohne Festplatte gebootet werden kann (um danach über das
lokale Netz zu arbeiten).
Wenn Sie sich das Listing des Wurzelverzeichnisses anschauen, werden
Sie eine kleine Anzahl Verzeichnisse und eine einzige normale Datei
finden. Die Datei kann in Abweichung vom oben gegebenen Beispiel auch
zImage heißen und enthält den bootfähigen Kernel.
Das Verzeichnis /boot enthält die Dateien des
LILO Bootloaders,
die nicht ausführbar und auch keine
Konfigurationsdateien sind. Das sind in der Regel der gesicherte
Master-Boot-Record und die
Sector-Map. Hier können auch zusätzliche
Kernel-Images abgelegt werden. Nach dem
File-System-Standard kann und soll allein
der Defaultkernel im Wurzelverzeichnis liegen.
In sehr seltenen Fällen kann der Verzeichniseintrag einer Datei gelöscht
werden, ohne daß die dazugehörenden Datei aus dem Dateisystem entfernt wird.
Diese verlorenen Daten werden bei einem
File-System-Check gefunden und durch
einen Eintrag in diesem Verzeichnis wieder zugänglich gemacht. Ein Verzeichnis
mit dem Namen lost+found finden Sie im Wurzelverzeichnis
jeder Partition mit einem EXT2-Dateisystem.
Das Verzeichnis /mnt beziehungsweise die möglicherweise
darin enthaltenen Unterverzeichnisse (/mnt/cdrom,
/mnt/floppy ...) dienen zur vorübergehender Einbindung
zusätzlicher Dateisysteme.
Das Verzeichnis /root ist optionaler Bestandteil des
Standard-Dateisystems und dient als Heimatverzeichnis des Superusers
root. Obwohl unter diesem Account keine privaten Daten abgelegt
werden sollten, dient dieses Heimatverzeichnis zumindest zur Plazierung von
Initialisierungsdateien für die Programme, mit denen die Systemverwalterin
arbeiten muß.
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Das Linux Anwenderhandbuch
(C) 1997
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