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   Linux, eine Einführung

Autor: Dipl.-Ing. (FH) Klaus Schmidt

Diese Seiten sollen allen den Einstieg in Linux erleichtern, die sich dafür interessieren. Vielleicht ist auch etwas für diejenigen dabei, die sich schon besser damit auskennen.

 

UNIX-Einführung:

UNIX wurde Ende der 60'er Jahre von Ken Thompson und Dennis Ritchie bei den Bell Laboratories entwickelt. Es zeichnete sich durch folgende Neuerungen aus:

  • in der Hochsprache (C) geschrieben (nur sehr wenig Assemblercode)
  • dadurch sehr gut zu portieren
  • von Anfang an für "gehobene Ansprüche" geplant (Großrechner)
  • es ist ein Multi-User-Betriebssystem (jeder Benutzer hat seine zugewiesenen Rechte)
  • war schon damals ein sog. "32-Bit-Betriebssystem"
  • TCP/IP als Grundlage des Internets wurde darauf entwickelt
  • daraus entwickelten sich Client-Server Grundlagen
  • mit hierarchischem Filesystem (Directories)
  • eines der ersten Betriebssysteme mit virtueller Speicherverwaltung
  • Mitte der Achziger Jahre Entwicklung von XWindow mit Firewall und anderen Schutzmechanismen

Vor allem bei Studenten war UNIX sehr beliebt und wurde an vielen Universitäten weiterentwickelt.

Trotz seiner Vorteile wurde es nicht als Betriebssystem für den IBM-PC verwendet, da dessen Hardware damals für UNIX zu schwach war (vor allem wegen der Segmentierung der Prozessoren 8088 bis 80286, die keine lineare Adressierung zuließ).

Da viele Hersteller von Computern eigene UNIX-Versionen herausbrachten, waren zudem die Programme sehr teuer (keine "Binärkompatibilität").

Was ist Linux ?

Linux ist ein Unix-ähnliches Betriebssystem, welches auf den Fähigkeiten von UNIX aufsetzt und keine Lizenzgebühren kostet. Es wurde von dem finnischen Studenten Linus Torvalds angefangen, der die Entwicklung des Kernels leitet. Mittlerweile sind tausende Programmierer weltweit an der Weiterentwicklung beteiligt. Es ist auch ein sogenanntes "32-Bit-Betriebssystem" und enthält alle bahnbrechenden Entwicklungen von Unix, wie Multi-User-Fähigkeit, Internet-Vernetzung, Server-Client-Konzept, Rechtevergabe, XWindow usw...

Woher bekomme ich Linux ?

Wer einen Internet-Anschluß hat, könnte sich Linux über das Netz herunterladen. Da es einige 100 MB sind, ist dies nicht besonders praktikabel. Deshalb gibt es sogenannte Distributoren (wörtlich übersetzt: Verteiler), die diese Arbeit dem Anwender abnehmen und die einzelnen Dateien auf CD brennen. Das ist natürlich mit Kosten verbunden, die der Anwender bezahlen muß. Dennoch ist die eigentliche Software kostenlos.

 

Wer benutzt Linux ?

Es wird mittlerweile weltweit schon von schätzungsweise mehr als 7 Millionen Anwendern benutzt. Auch viele Firmen verwenden es. So stellte die Firma Sixt ihre komplette EDV auf Linux um. Auch bei Mercedes und Ikea wird es schon eingesetzt. Ferner entwickeln viele kommerziellen Anbieter ihre Produkte für Linux. Besonders im Serverbereich ist Linux stark vertreten, obwohl keine Werbung dafür gemacht wird. So benutzen ca. 80% der Bürgernetze Linux als Web-Server.

 

Was ist das Besondere an Linux ?

Das Herausragende an Linux ist, daß es weder einer Organisation noch einer Firma gehört. Alle Entwickler, die an Linux arbeiten, tun dies freiwillig und ohne Bezahlung. Auch die meisten Anwendungen unterliegen dem gleichen Prinzip. Diese Methode ist außerordentlich erfolgreich (sie wird auch als Basar-Methode bezeichnet).

So kann Linux ohne Lizenzprobleme auf einen oder mehrere hundert Rechnern installiert werden. Es gibt nämlich niemanden, der eine Lizenz verlangt. Dies gilt auch für andere freie Betriebssysteme, wie z.B. FreeBSD. Nur haben diese (noch) nicht die Bedeutung von Linux erlangt.

 

Was kann Linux mehr ?

Es ist sehr stabil. So kann ein Rechner damit durchaus mehrere Monate laufen, ohne ein einziges Mal in der Zwischenzeit abzustürzen. Es kann auf vielen Hardware-Plattformen eingesetzt werden: vom PC mit 386-Prozessor bis zu Supercomputern und 64-Bit Prozessoren.

Die altertümlichen Laufwerksbuchstaben gibt es nicht; stattdessen sind Laufwerke direkt ins Filesystem integriert.

Es gibt sehr schnell Updates und Fehlerbehebungen, da sehr oft neue Kernel und neue Versionen von Programmen herausgegeben werden. Wer mit seiner Installation zufrieden ist, kann sie jedoch ohne Probleme beibehalten. Niemand ist gezwungen, alle Updates mitzumachen.

Es sind bisher kaum Viren für Linux bekannt, das heißt, es besteht kaum Virenegfahr. Selbst dann, wenn ein Virus eingeschleppt wird, ist die Gefährdung minimal, wenn ein befallenes Programm nicht mit Root-Rechten gestartet wird. Da auch der Administrator gleichzeitig unter mehreren Kennungen eingeloggt sein kann, ist dies leicht gewährleistet.

Es gibt keine "geheimen" Kommandos, die manche Firmen nicht dokumentieren, um einen Vorteil vor der Konkurrenz zu haben. Alle Dokumentationen und Sourcen von Linux sind für jedermann frei verfügbar.

Es ist ein Multi-User-Betriebssystem; das heißt, auf einem Rechner können mehrere Benutzer gleichzeitig (z.B. über ein Netzwerk) Programme starten, die dann unter deren Berechtigung laufen. Bei einem typischen Fileserver, wie mit Novell oder WindowsNT, ist das nicht möglich. Durch die Multi-User-Fähigkeiten ist z.B. Fernwartung leicht möglich. Ferner kann ein Anwender im Hintergrund ein lang dauerndes Programm ablaufen lassen, während ein anderer das System gerade benutzt. Es kann ohne Grafik gestartet werden. Alle Funktionen des Betriebssystems sind dann immer noch vorhanden. Dies ist vor allem bei Servern wichtig, da davor normalerweise ohnehin keiner sitzt. Ein Server mit ständig vorhandener hochauflösender Grafik ist somit völliger Unsinn.

Es geht sehr sparsam mit der Hardware (mit Hauptspeicher, Rechenleistung ...) um. Besonders dann, wenn die Grafik abgeschaltet ist. So kann Linux z.B. mit 16 MB Hauptspeicher typischerweise so viel Leistung erbringen wie manch anderes System erst mit 64 MB.

Die Grafik (XWindow) ist netzwerkfähig. Das bedeutet, daß ein Anwender einen Prozeß auf einem weit entfernten (schnelleren) Rechner starten und die Grafikdieses Programmes auf dem eigenen Rechner beobachten und bedienen kann.

Ein Anwender hat mehrere Desktops (Arbeitsflächen) gleichzeitig zur Verfügung, auf einem oder auch auf mehrere Monitore verteilt. Ein Mausklick genügt dann, um den Desktop zu wechseln. Bei vielen offenen Fenstern bleibt so die Übersicht erhalten.

Es braucht so gut wie nie heruntergefahren werden. Selbst dann nicht, wenn die Systemkonfiguration komplett umgestellt wird. Eine Benachrichtigung der laufenden Prozesse (oder Dienste) genügt. Selbst System-Programme können im laufenden Betrieb aktualisiert werden.

Es bietet nicht nur eine sichere Rechtevergabe sondern auch die Möglichkeit, Benutzern einen bestimmten maximalen Plattenplatz (z.B. 2 MB) zur Verfügung zu stellen, der automatisch auf Überschreitung überwacht wird.

Als vollwertiges Unix besitzt es alle Möglichkeiten, ein komplettes Internet bzw. Intranet aufzubauen.

Auch die neuesten Erweiterungen sind vorhanden, wie masquerading(NAT), tunneling, IPv6, ATM etc.

Es kann problemlos über ein Netzwerk installiert und eingerichtet werden (Fernadministation).

Es kann als Fileserver für Windows-Rechner benutzt werden. WindowsNT und Novell können damit fast komplett ersetzt werden. Ferner sind Vernetzungen mit nahezu allen bekannten Netzwerken möglich.

 


letzte Änderung: 28.12.2000


 

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